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Interviews | Interview zwischen Miura und Planet Manga



PM: Herr Miura, ist Berserk die erste Geschichte, die Sie als Profizeichner veröffentlicht haben?

KM: Ja, aber als Debüt habe ich eine in sich abgeschlossene Story herausgebracht (Berserk erschien mit einer Pilotstory als Prototyp A.d.W.)

PM: Hatten Sie von Anfang an die Idee, eine so komplexe Geschichte in mehreren Folgen heraus zu bringen?

KM: Nein, ich habe einfach aus dem Bauch heraus begonnen. Ich hatte einen Preis von einer Comiczeitung für Jugendliche bekommen und wollte einfach nur eine Fantasy-Story mit einem unheimlichen Helden erzählen. Zu der Zeit gab es kaum Heroic Fantasy in den Comiczeitungen für Jugendliche ausser BASTARD!!! und einigen wenigen anderen. Deshalb hatte ich vor, etwas völlig anderes zu machen, mit einem ziemlich düsteren Charakter, eine Idee, die mir so im Kopf herumschwebte. Da das jedoch meine erste Geschichte in Folge war, und ich sie unbedingt alleine schreiben wollte, hatte ich überhaupt keine Ahnung (lacht). Für mich war nur wichtig, einen richtigen Helden zu erschaffen.

PM: Und dieser Held heisst Guts. Hatten Sie den Prototyp für ihn schon lange im Kopf?

KM: Schon in meiner Studienzeit haben mir Science Fiction und Fantasy gefallen, also habe ich viele solche Geschichten gezeichnet. Die entsprechen zwar nicht ganz den Modell Guts, aber dennoch sind schon einige Figuren darunter, die ihm ähnlich sind. Er ist dann irgendwie aus der Überlappung dieser Ideen entstanden. Sein erstes Modell ist wohl ein schwarzer Ritter mit einem künstlichen Arm. Die anderen Eigenschaften sind dann durch viele verschiedene Einflüsse entstanden. Die Figur Guts wurde in einer Science Fiction-Geschichte geboren. Also alles ziemlich vage Vorläufer.

PM: Und wie hieß Guts ursprünglich? Hatten Sie schon ein Namen für ihn?

KM: Nein (lacht). Ich habe den Namen erst erfunden, kurz bevor ich die Story fertigmachte. Ich dachte, der Held eines Comics für Jugendliche brauchte einen harten Namen. Und dieser Name klang irgendwie deutsch in meinen Ohren, und deshalb gefiel er mir so gut. Es gibt tausend schöne, wohlklingende Namen, aber ich habe eben dieses ehr trockene Wort gewählt, da es ja ein Comic für Kids werden sollte. Später erst habe ich erfahren, dass es ein deutsches Substantiv gibt, das so ähnlich klingt, das "Katze" bedeutet. Ich erinnere mich nicht genau, "Kazze" oder "Gazze". Und das schien mir sehr passend für den Charakter von Guts, der ja eine Wildkatze gleicht. Aber das ist nur ein merkwürdiger Zufall, auf den ich erst später aufmerksam wurde.

PM: Wie sind Sie darauf gekommen, Guts ein riesiges Schwert zu geben?

KM: Dieser Idee habe ich sehr viel Beachtung geschenkt und den Arm und das Schwert ausführlich gezeichnet. Das Bild des einaügigen Ritters mag ja schon oft vorgekommen sein... Aber der künstliche Arm als Kanone und das Schwert sind meine Meisterwerke. Ich gehöre der Hokuto-no-Ken-Generation ("Schule von Hokuto") an. Beim Comiczeichnen ist die Idee das Wichtigste. Beim Comiczeichnen wird mehr Gewicht auf die Idee gelegt. Mehr als auf die Ausarbeitung der Geschichte oder der einzelnen Figuren, wurde auf das Schaffen von besonderen Einzelheiten Wert gelegt. In der Geschichte der Hokuto no Ken, wurde die Hokutoshinken ("Neue Schule von Hokuto") von Kenshiro am meißten geschätzt. Diese Idee des Hokuto-shinken (getroffene Personnen Platzen zulassen), war wirklich fazinierend. Alle meine Freunde versuchten also, sich etwas auszudenken, das wirklich außergewöhnlich und extravagant war. Wir waren überzeugt, dass jemand, der so was erfinden konnte, das Zeug zum echten Comic- Autor hätte. Ich habe viel darüber nach gedacht und ich hatte ebend die Idee, etwas Riesiges zu schaffen, eben das enorm große Schwert...

PM: Und wie ist die Kanone entstanden?

KM: Am Anfang hatte ich eher an etwas wie eine Armbrust gedacht. Auch für das Schwert hatte ich zunächst eine andere Idee. Erst hatte ich eine scharfe Klinge wie bei einem Katana (japanische Schwertart) vor Augen. Aber ich glaube, durch mehrfache Abänderung der Grundvision kann man etwas wesentlich Interessanteres gewinnen. Also hab ich die Armbrust in eine Kanone umgebaut. Damals hat sich das Fantasy-Genre mit der Epoche beschäftigt, in der die ersten Kanonen verwendet wurden. Und da mir das als neue Idee in der Fantasy erschien, hab ich mich ebend dafür entschieden.

PM: Sie haben vom Zeitalter der Kanonen gesprochen. BERSERK spielt also in jener Epoche?

KM: Das ist nicht ganz richtig. Anfangs hatte ich das so geplant, aber... die unheimlicheren Teile meiner Story stammen sicher aus dem Mittelalter, während die brillanteren Züge eher in die Regierungsepoche von Versailles gehören. Es handelt sich also um mehrere historische Zeitabschnitte. Ich habe praktisch eine neue Epoche geschaffen, in der sich Züge des Mittelalters von seinem Beginn mit Zügen von seinem Ende vereine. Zum Beispiel der Tanz am Midlands-Hof gehört in das ausgehende Mittelalter. Aber der Feudalismus wiederum stammt aus einem viel früheren Abschnitt dieser Epoche. Auch die Hexenverfolgung gehört ins fühere Mittelalter. Deshalb mag es für die Europäer etwas ungewöhnlich erscheinen, so wie es für uns Japaner recht erheiternd ist, Bilder zu sehen, die sich auf Japan beziehen, die aber von Ausländern geschaffen wurden. Für uns ist es komisch, wenn die Figuren etwa sagen "Wow, ein Ninja", aber da ich diese Story zu Unterhaltung der Japaner zeichne, bin ich voll von meiner Entscheidung überzeugt. Mein Ziel ist es ja nicht, auf der ganzen Welt Anerkennung zu kriegen.

PM: Aber die Details, die aus dem Mittelalter kommen, scheinen wirklich gut recherchiert zu sein. Haben Sie dafür viele Dokumente studiert?

KM: Ja, denn ich wollte denn Leser so richtig in das europäische Mittelalter eintauchen lassen. Ich habe vor allem Filmmaterial gesammelt. Bevor ich mit BERSERK überhaupt erst angefangen habe, wußte ich nicht so genau, wie ich vorgehen sollte: einen historischen Comic schaffen, indem ich mich genau an den überlieferten Fakten hielt oder doch lieber eine Fantasy-Geschichte. Wie auch immer, alle meine Geschichtsforschung sind jetzt sehr nützlich geworden. Es gab einige Fakten, die ich direkt für meine Geschichte hätte benutzen können. So hab ich zum Beispiel erfahren, dass die Epoche von Dracula mit derjenigen von Jeanne D'Arc zusammentrifft. Ich dachte, Guts würde durch das Europa eben jener Epoche reisen.

PM: Und warum haben Sie diese Idee verworfen und dann doch eine Fantasy-Story geschrieben?

KM: Weil ich dachte, die Nachererzählung der realen Geschichtsfakten würde meine Vorstellungskraft limitieren. Der Meister Mitsuteru Yokoyama, der einen historischen Comic zeichnete, machte zu Beginn Tetsujin 28 ("Super-Roboter 28") und Babil Nisei ("Babil Junior"). Auch der Meister Shotaro Ishinomori (leider verschwunden), der oft Informations-Comic gemacht hat (beispielsweise Anleitung in Manga-Form über eine bestimmtes Thema), schuf Cyborg 009... Wenn ich mir ihre Arbeit ansehe, so will ich meine Vorstellungskraft nutzen, solange ich noch jung bin, um mich dann mit fortschreitenden Alter dem historischen Comic widmen zu können.

PM: Und so haben Sie also die Welt von Berserk mit Hilfe ihrer Imagination geschaffen. Hat Sie irgend etwas Besonderes inspiriert?

KM: Ich hab überall zahlreiche Ideen aufgeschnappt. Und beim Film anzufangen: hier hab ich Elemente aus Hellraiser und Der Name der Rose übernommen. Ansonsten schätze ich die Zeichnung von Escher schon seit langer Zeit. Aber auch die Märchen der Gebrüder Grimm haben mir geholfen.

PM: Wenn Sie nur mit ihrer Vorstellungskraft arbeiten, wie konstruieren Sie die Struktur der Welt von BERSERK?

KM: Genau das muss ich ab jetzt machen (lacht). Darüber habe ich noch keine präzise Vorstellungen.

PM: Wieviel von jener Welt werden Sie freilegen? In den Erinnerungskapiteln scheinen ja auch immer mehr Monster aufzutauchen. Kann es sein, dass auch Gott und der Teufel in die Geschichte verwickelt werden?

KM: Nein, daran denke ich überhaupt nicht. Ich glaub wenn ich Wörter wie "Gott" oder "Teufel" benutzen würde, dann wäre die Welt meiner Erzählung sehr limitiert, ohne Tiefe und Originalität (das ist auch der Grund, weshalb Miura das Lost Chapter nicht veröffentlichen wollte, da es eben diese Welt von Berserk auf Teufel und Gott limitieren würde A.v.Combi). Gott und der Teufel sind Geschöpfe des Menschen, vom menschlichen Geist erschaffen. Das ist eine ähnliche Geschichte wie die Sache mit dem Ei und der Henne, wer war zuerst da? Die Existenz Gottes und des Dämons sind ein Reflex der menschlichen Existenz. Wenn ich Gott und Teufel in BERSERK auftreten ließe, dann würden sie ja nur als Bild, als Abbild des Menschen erscheinen. Ich hoffe, die Leser werden meine Gedankengang nachvollziehen können. Ich will ihnen nicht meine Sicht der Dinge aufzwingen.

PM: Ich möchte Sie nach einem weiteren Detail fragen, nämlich den Kampfarten. Die Kampfszenen in BERSERK scheinen sehr wichtig zu sein.

KM: Kampfarten gefallen mir sehr, aber ich habe mir darüber keine speziellen Information besorgt. Ehrlich gesagt zeichne ich diese Szenen, indem ich mir Kämpfe zwischen Samurai oder Ritter vorstelle, anstatt an die üblichen Kampfsportarten zu denken. Es mag schwierig sein, aber ich will eine Harmonie zwischen Realität und Fiktion erreichen. Meiner Meinung nach könne Guts und sein Riesenschwert jeden Gegner mit ein Hieb besiegen. In Wirklichkeit glaube ich, dass es nicht so einfach ist, eine solche Fechttechnik zu finden. Obwohl ich genügend Information hatte, wollte ich meine ursprüngliche Idee nicht abändern. Ich wollte eine Comic-Geschichte mit einer Kampfart schaffen, die so etwa auf halbem Wege zwischen Informations-Comic über Kampfsportarten und den ehr unrealistischen Zeichentrickfilme liegt. Ich wollte den Bild den Vorzug geben, wenn ich auch jemand aufregen könnte, gewisse Kämpfe seien nicht realistisch genug. Ich werde nie einen Luftsprung wie die von Hokuto no Ken zeichnen, aber ich hoffe, die Leser akzeptieren wenigstens die Szenen, in denen der Getroffene explodiert. Für den Rest bin ich nicht verantwortlich (lacht).

PM: Aber Sie scheinen doch geradezu ein Experte in Kampfarten zu sein... BERSERK müßte eine Mantel-und-Degen-Fantasy-Geschichte sein, aber im Kampf zwischen Guts und Griffith gewinnt Letzterer mit einem Hebelgriff.

KM: Also ich weiss nicht, wen man hier als Experten bezeichnen kann. Ich kenne viele Leute, die sich mit Kampfsportarten beschäftigen. Einige praktizieren diese sehr intensiv. Mir gefallen sie auch, aber in Vergleich zu ihnen bin ich ein Anfänger (lacht). Wenn ich alle Informationen über Kampfarten benutzen würde, die mir zur Verfügung stehen, könnte ich daraus eine Story machen, aber wenn ich dann an die Menschen denke, die mir nahestehen, dann geht es nicht, denn im Vergleich zu ihnen bin ich doch bloß ein Anfänger. Diesen Bereich überlassw ich lieber anderen Autoren.

PM: Aber diese Leute haben ihr Intresse dafür geweckt...

KM: Ja, in gewisser Weise. Aber im Grunde genommen gefallen mir am besten Comics und Bücher über Kampfarten. Das soll nicht heißen, dass mich die eigentlichen Kampfarten nicht interessieren. Manche Episoden aus dieser Welt sind sehr dramatisch. Beim Kampf Holyfield gegen Tyson zum Beispiel hab ich geweint. Das war echt aufregend. Ein Freund hat mir ein Video davon geschenkt. Als ich ihre Körper beim Wiegen sah, da hat mich das echt berührt. Im Schwergewicht gibt es keinen, der ihnen das Wasser reichen kann (lacht). Das Modell für Guts Körper ist Holyfield: seine Bauchmuskulatur ist tatsächlich der Länge nach unterteilt. Solche Bauchmuskeln habe ich noch nie vorher gesehen. Die müssen echt ein hartes Training machen.

PM: Comics- und Bücherlesen gehört zu ihrem Job. Haben Sie außer Comics noch irgendein Hobby?

KM: Videogames sind im Augenblick mein Lieblingshobby, weil man dazu wenig Zeit braucht. Momentan mache ich immer Simulations-Spiele. Ansonsten mag ich noch Girl Games (Spiele, die Gefühlsregungen simulieren, vor allem in der Welt des Gymnasiums), sowie Action-Spiele. Mir gefallen eigentlich alle Spiele, die gerade so in sind.

PM: Sie scheinen viele Spiele zu besitzen. Dient das zur Ablenkung?

KM: Genau, wenn's auch nur für eine Stunde pro Tag ist, aber ich habe Spaß dabei. Es gibt Spiele, die kriegt man in nur zwei Stunden fertig, andere wieder, die hab ich noch nie fertigbekommen, die hebe ich mir dann für den Urlaub auf. Neulich hab ich mir einen Nintendo 64 zugelegt.

PM: Wie organisieren Sie ihre Arbeits- und Freizeit? Können Sie uns im Groben ihren Tagesablauf beschreiben?

KM: Mein Tagesprogramm ist folgendermaßen unterteielt: Ich stehe um sieben oder acht Uhr abends auf. Dann fange ich so um halb neun, neun mit der Arbeit an. Dann esse ich was und setze mich wieder an den Zeichentisch. Dann mach ich wieder eine Pause zwischen drei, halb vier Uhr morgens, da esse ich dann wieder was und sehe mir die Videotapes an, die ich während des Tages aufgenommen habe. Dann geht's wieder an die Arbeit. Um sechs Uhr morgens esse ich dann noch mal was und arbeite dann bis Mittag durch. Wenn ich viel Arbeit habe, mache ich bis eins oder manachmal auch bis zwei oder drei weiter. Wenn weniger arbeit anliegt, dann eben nur bis elf, halb zwölf. Dieser Ablauf wiederholt sich jeden Tag.

PM: Bestimmen Sie das tägliche Arbeitspensum?

KM: Ja wenn ich was an einen Tag nicht fertig kriege, verschiebe ich es auf den nächsten Tag... Und obwohl in mein Wochenprogramm ja ein freien Tag vorsieht, mach ich nie einen Tag Pause. Aber wenn ich nicht auf dieser Weise arbeiten würde, müßte ich immer meinen Abgabetermine hinterherrennen. Ich bin recht schnell mit den Zeichenstift. Wenn ich dagegen Tusche verwende, brauche ich immer ewig.

PM: Wieviele Seiten zeichnen Sie pro Tag?

KM: An Bleistiftzeichnungen schaffe ich sechs pro Tag. Wenn man so arbeitet, ist ein Monat schnell um. Ich habe zwei Abgabetermine pro Monat. Das Storyboard mache ich nebenbei, das ist also nicht in den zwei Arbeitswochen miteingerechnet. Die Zeit für das Storyboard wird mir vom Redakteur, Herrn Shimada, extra zugestanden.

PM: Und was ist das Schwierigste dabei für Sie?

KM: Das Inking. Die Stunden, bevor ich schlafen gehe, sind immer die schwierigsten. So gegen sechs Uhr morgens, da habe ich dann schon ca. 12 Stunden gearbeitet, da bleibt dann nicht mehr viel Konzentration übrig. Aber obwohl ich so hart arbeite, bin ich immer in Zeitdruck. Deshalb halte ich mir immer einen Tag frei. Wenn ich nur mit dem Bleistift zeichne, kriege ich jedoch mein Programm in der Regel ganz gut durch.

PM: Wie arbeiten Sie? Voll konzentriert oder beschäftigen Sie sich nebenbei mit anderem?

KM: Ich mache immer was anderes nebenbei... Fernsehen, zum Beispiel. Außer wenn ich am Storyboard arbeite, sonst ist immer der Fernseher an oder ich höre Musik.

PM: Also der Fernseher laüft und nebenbei zeichnen Sie noch Sachen auf Video auf, die Sie sich dann in den Pausen ansehen?

KM: Ja genau. Sogar Freunde können neben mir spielen, stört mich kein bißchen. Ich kann dabei sogar besser arbeiten.

PM: Gibt es Gegenstände, die Sie unbedingt zum arbeiten brauchen?

KM: Also, ich trinke immer sehr viel Wasser, und deshalb steht immer eine Flasche Wasser auf dem Tisch.

PM: Kafee trinken Sie keinen?

KM: Doch, sehr viel sogar. Oft trinke ich so viel, dass ich Magenschmerze bekomme. Dann steige ich auf Tee um. Wenn es mir dann immer noch nicht besser geht, trinke ich nur noch Wasser. Wenn ich wieder gesund bin, trinke ich wieder Kaffee. Dann geht es mir wieder schlecht und dann kommt wieder der Tee dran, dann das Wasser und so weiter (lacht).

PM: Aber wenn Sie keine Magenschmerze haben, dann trinken Sie lieber Kaffee?

KM: Ja, aber ich trinke wirklich unglaubliche Mengen Kaffee.

PM: Gehen Sie denn nie weg und trinken Alkohol?

KM: Nicht, dass ich keinen Alkohol mag, aber das tue ich selten... ich komme einfach kaum dazu.

PM: Was machen Sie in ihrer Freizeit?

KM: Freizeit habe ich keine. Dieses ganze Jahr über hatte ich keinen einzigen freien Tag. Demnächst mache ich zwei Wochen Urlaub, aber die werde ich wohl damit verbringen, mir ein neues Haus zu suchen.

PM: Dann sehen Sie ja nie die Sonne?

KM: Ich sehe den Sonnenaufgang von meiner Terrasse aus. Die Sonne ist zu stark und bekommt meinen Augen nicht. Nur bei künstlichen Licht kann ich mich gut konzentrieren. Sonnenlicht sehe ich nie. Ich lebe wie ein Vampir.

PM: Treiben Sie Sport?

KM: Manchmal, einfach so, mache ich Armbeugen oder Baumuskulaturtraining. Kommt aber ganz auf die jeweilige Situation an.

PM: Aber Sie sehen recht gut aus. Brauchen Sie diesen eigenartigen, festen Tagesablauf?

KM: Wenn der Tagesrhythmus feststeht, kann man sich an jede Situation anpassen. Ich denke mir oft, ich bin fürs Comiczeichnen geschaffen, dafür geboren Comics zu machen. Ein hartes Leben ohne Urlaub macht mir nichts aus, solange es Tag für Tag regelmäßig abläuft. Andererseits schaffe ich es nicht, meine Kraft kurzzeitig in kritischen Situation zu bündeln.

PM: Sie sagen, Sie sind zum Comiczeichner geboren, wann haben Sie zum ersten Mal daran gedacht, Comiczeichner zu werden?

KM: Das ist schon so lange her, dass ich mich nicht daran erinnern kann. Vielleicht im Kindergarten. Ich habe schon Sachen gezeichnet, bevor ich in die Grundschule gekommen bin. An meinen ersten Comic kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich Comics auf ein Schulheft gezeichnet habe, als ich in der zweiten Klasse war. Vielleicht wollte ich damit auffallen. Eines der schönsten Erlebnisse meiner Kindheit war es, wenn jemand meine Zeichnungen lobte. Das Sprichwort "Das Kind ist der Vater des Menschen" trifft hier genau zu. Als ich klein war, zog meine Famillie oft um. Und wenn ich in eine neue Schule kam, konnte ich durch das Zeichnen von Comics neue Freunde gewinnen. Wenn ich jetzt an jene Jahre zurückdenke, kann ich sagen, dass ich mich nur während des Kunstunterrichts wohlgefühlt habe (lacht).

PM: Sie wollen also sagen, Zeichnen war auch schon in Ihrer Jugend Ihr größtes Vergnügen bzw. Ihre Stärke. Wann haben Sie denn bewusst daran gedacht, Profi-Zeichner zu werden?

KM: Das war während meiner Zeit am Gymnasium. Bevor ich aufs Gymnasium kam, war Zeichnen für mich das Wichtigste überhaupt. Ich zeichnete Comics und malte. Praktisch konnte ich schon zeichnen, aber ich hatte keinen blassen Schimmer, wie man eine Story entwickelt. Ich ging auf ein Kunstgymnasium und als ich dort neue Freunde fand, merkte ich, dass Sie sich alle für Filme, Musik usw. interessierten und ich nichts darüber wusste. Ich hatte fünf Freunde, die alle Comiczeichner werden wollten. Alle zeichneten, aber sie hatten auch noch andere Talente, einer spielte zum Beispiel Gitarre. Der Umgang mit ihnen war sehr stimulierend. sie zeigten mir neue Dinge, empfahlen mir Filme und Bücher. Alles mit dem Ziel Comiczeichner zu werden. So war unsere Gruppe. Ich weiß nicht, wie die Gymnasiasten heute sind, aber damals waren die Freunde auch irgendwie Rivalen und man versuchte immer, sich gegenseitig auszustechen, aber es war immer ein positiver Wettkampf. Ich wollte noch besser werden, aber wie sollte ich das anstellen? Ich wollte jeden Film sehen, jedes Buch lesen. So ging ich vor. Dann merkte ich, dass man zum Comicmachen nicht nur gut zeichnen können muss. Als ich an die Uni kam, übte ich auch das Entwickeln von Storys. Ich habe einen Preis als Comiczeichner während meiner Universitätsjahre bekommen.

PM: Haben Sie jemals als Assistent gearbeitet?

KM: Nein, nie.

PM: Also haben Sie den Aufbau der Bilder und die Aufteilung der Seiten alleine gelernt?

KM: Genau. Ich habe mich mit meinen Freunden vorsichtig tastend an die Sache rangewagt. Eigentlich hatte ich hierfür nie einen Lehrer.

PM: Gibt es denn keinen Comic-Autor, der Sie beeinflusst hat?

KM: Doch, klar, sehr viele sogar. Ich bin von allen Comics aus allen Epochen beeinflusst worden. Ich bin sehr leicht zu beeinflussen. Wer mich am meisten beeindruckt hat, kann ich gar nicht sagen. Ich war immer schon von allen Comics fasziniert, und diese Einflüsse haben sich schwindelerregend angehäuft. Und zum Schluss bin ich dann zu meinem jetzigen Zeichenstil gekommen.

PM: Außer den Comic-Autoren, die Sie beeinflusst haben, gibt es da einen Comic, der Ihnen als Leser besonders gefällt?

KM: Alle Zeichenstile, alle Storys beeinflussen mich, wenn sie mir gefallen. Mir gefallen alle Comics, die ich lese.

PM: Nun sind Sie ja ein Profi-Comiczeichner. Zahlreiche Leser verschlingen Ihre Comics. Sind Sie stolz darauf, es soweit gebracht zu haben? Lesen Sie die Comics von anderen Autoren mit dem Gedanken, ihre Ideen in ihren eigenen Geschichten zu verwenden, oder lesen Sie sie nur zum Vergnügen?

KM: Auf diese Frage kann ich absolut nicht antworten. Ich bin ein Comic-Autor, aber gleichzeitig eben auch ein Comic-Leser.

PM: Wenn man sich so mit Ihnen unterhält, hat man den Eindruck, Sie hätten sehr viele Interessen. Haben Sie noch viele Ideen, die Sie verwirklichen möchten?

KM: Ich habe noch viele, die ich umsetzen möchte, aber ich habe keine Zeit dazu (lacht). Ich habe damit begonnen, eine Science-Fiction-Erzählung zu schreiben, aber ich habe keine Zeit, sie fertigzustellen. Ich könnte echt etwas Freizeit gebrauchen.

PM: Was halten Sie von anderen kreativen Bereichen? Möchten Sie keine Zeichentrickfilme machen?

KM: Daran denke ich eigentlich kaum. Daran sind vielleicht meine Freunde schuld. Ich habe nämlich viele Freunde, die in anderen Bereichen besser sind als ich, und darum konzentriere ich mich lieber auf meine spezielle Arbeit. auf alle Fälle will ich erstmal das, was ich momentan mache, sehr gut machen. BERSERK ist meine erste Story, die in Serie gegangen ist. Wenn ich mit anderen Sachen anfangen würde, könnte ich BERSERK nicht fertigmachen und das wäre wirklich schlimm.

PM: Kommen wir zu BERSERK zurück, wie wird die weitere Entwicklung der Story aussehen?

KM: Vor allem will ich mehr weibliche Figuren einführen, um die Welt von BERSERK etwas mehr zu beleben. Ich will nicht nur von einer rein männlichen Welt erzählen. Deshalb halte ich es für besser, einige weibliche Figuren auftreten zu lassen. Und dann will ich noch ein paar Personen hinzufügen, die mit Guts interagieren.

PM: Ich kann es kaum erwarten, diese neuen Figuren kennenzulernen. Ich warte brennend darauf, dass Sie wieder mit dem Zeichnen anfangen (zur Zeit des Interviews hatte Miura eine Pause von zwei Monaten eingelegt, A.d.R). Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für dieses interessante Gespräch.

Interview geführt am 4.12.1996 im Studio von Miura, veröffentlicht im Band Berserk Illustration File von 1997.
© 2001 Kentaro Miura/Hakusensha.
Zur deutschen Ausgabe © 2001 Panini Verlags GmBH
 

 



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